Die Kristallkluft im Berg- / Gletscherschrund 1998 und 1999 "tobilafotografie" Toni Bischof/Ladir

Das Felsriff "Las Crunas" unterhalb des Piz a Spescha, wie die Einheimischen den Felsen am Rande des Glatscher da Puzzetta nennen, war im August 1998 das Ziel meiner Erkundungen. Der Gletscher ist hier heimtückisch, verrissen und spaltenreich. Die Ausaperung hatte soeben die Kristall-Kluft wieder freigelegt. Da ich während meiner Arbeiten verbrannte Holzstücke fand, wusste ich, dass hier bereits vor vielen Jahren nach Kristallen gesucht wurde. Die Kluft wurde aber dann infolge Vergletscherung, oder wegen des gefährlichen Zugstiegs wieder aufgegeben. Im Buch "Mineralklüfte und Strahler der Surselva" Seite 81, fand ich eine alte Foto mit zugehörigem Beschrieb (nicht datiert), der von Leci und Giusep Venzin aus Fuorns stammte. Meine Recherchen wurden von Giusep bestätigt und im Naturhistorischen Museum in Bern fand ich eine Rauchquarzstufe, die aus der hier beschriebenen Kluft stammen musste...

 

Als ich Mitte August 1998 diese Kristallkluft wieder entdeckte, musste ich sie durch Gletscherspalten und den Gletscherschrund (Bergschrund) in gefahrenvoller Weise anklettern. Ich fand die bereits teilweise ausgebeutete Kluft offen vor und nach 10 Minuten graben, fand ich den ersten, grossen und makellosen Rauchquarzkristall. Meine Bilder zeigen den weiteren Verlauf der Arbeiten in meiner "Kristallkluft im Bergschrund" anschaulich.

 

Die Arbeiten erstreckten sich über die Sommer 1998 und 1999. Die noch verborgenen Kristalle, vor allem schöne Adular-Vierlinge und einige grosse Rauchquarzspitzen, waren fest im Permafrost tiefgefroren. So richtete ich mir Anfang Juli 1999 ein Hochlager mit Zelt, Werkzeug und vor allem mit 10 grossen Propangasflaschen und einem kleinen Heizofen ein. Dazu brauchte ich einen Heliflug und liess mich auf dem Felskopf absetzen. Dort baute ich mir mein Zelt mit Kochnische auf und begann mit dem behutsamen Auftauen im Innern der Kristallkluft...

 

Es begann eine ereignisreiche und schöne Strahlerzeit, oft wochenweise alleine hier oben...

Die Lage der Kristallkluft im Herbst 2022

Hier ein aktuelles Bild mit rot markierter Kristallkuft, deren Geschichte ich oben beschrieben habe...

 

Ganz herzlichen Dank an den Strahler Ueli Eggenberger Tamins/GR, der mir dieses Bild geschenkt hat. Unsere Wege trafen sich hier am Puzzettagletscher beim Strahlen vor rund 24 Jahren.

 

In der Zwischenzeit nahm der Gletscherschwund seinen kausalen Lauf. Die Kristallkluft liegt nicht mehr im Gletscherschrund, sondern ca. 18m über dem Gletschereis...

 

Aus heutiger Sicht ist es umso erstaunlicher, dass seit der ersten Entdeckung in den 1960er Jahren, bis zu meiner "Wiederentdeckung" im Sommer 1998, sich der Gletscher auf Klufthöhe zu halten vermochte...